28 Stunden die Woche: Die Mobilitäts- und Energie-Implikationen von Arbeitszeitreduktion in Deutschland
Abstract
Im Februar 2018 haben etwa 1 Million ArbeitnehmerInnen in Deutschland das Recht gewonnen, ihre wöchentliche Arbeitszeit für bis zu zwei Jahre von 35 auf 28 Stunden zu reduzieren. Dies gilt bspw. für die Angestellten von Großkonzernen wie Bosch und Daimler. Die Option zur Arbeitszeitreduktion in einer der zentralen Industriesparten Deutschlands verstärkt internationale Diskussionen und kann für laufende Bemühungen in anderen Sparten und Ländern richtungsweisend werden. Diese Entwicklungen sind von großen Interesse, weil sie drei globale Trends verbindet: 1) die Zukunft der Arbeit unter voranschreitender Automatisierung, 2) Änderungen im täglichen Leben im Kontext hohen Wohlstands und der Sättigung von Grundbedürfnissen zumindest in großen Teilen Deutschlands, 3) die dringende Notwendigkeit transformativer Zugänge zur Nachhaltigkeits- & Klimakrise. Ökologische ÖkonomInnen debattieren seit geraumer Zeit über die Potentiale von Arbeitszeitreduktion um einer Reihe von gesellschaftlichen Problemen beizukommen: Verringerung des individuellen Zeit-Drucks, der Arbeitslosigkeit, sowie des Energieverbrauchs und Emissionen, aufgrund von sinkender Mobilität und Konsum. Jedoch gibt es nur wenige empirische Arbeiten, welche sowohl die Aspirationen und Praktiken jener untersucht, welche freiwillig ihre Arbeitszeit reduzieren, als auch die Implikationen für Umwelt- und Ressourcenverbrauch quantifiziert. Bspw muss gefragt werden, ob die gewonnene Freizeit in private Flugreisen investiert wird und jegliche Klimavorteile von weniger Arbeit & weniger Pendeln zunichte macht. In diesem Forschungsprojekt geht es somit darum, die real stattfindenden Veränderungen im täglichen Leben derjenigen zu erforschen, welche ihre Arbeitszeit innerhalb des besagten Modells reduzieren und heraus zu finden, ob Arbeitszeitreduktion als „win-win“ Strategie für Lebensqualität und Reduktion von Energie- und Emissionen betrachtet werden kann. Zwei konkrete Fragen sollen beantwortet werden: Erstens, soll verstanden werden, warum ArbeitnehmerInnen ihre Arbeitszeit reduzieren, indem Motivationen und Veränderungen von Praktiken im täglichen Leben beleuchtet werden. Für diesen Zweck werden online Befragungen und Fokusgruppen-Interviews eingesetzt. Dadurch soll klarer werden, welche Aspekte von Arbeitszeitreduktion sozial attraktiv sind und unter welchen Bedingungen eine solche popularisiert werden könnte. Zweitens wird untersucht, ob Arbeitszeitreduktion zu einer Reduktion des Energieverbrauchs bzw der Klima-Emissionen führt, welche direkt und indirekt mit dem täglichen Leben der teilnehmenden ArbeitnehmerInnen verbunden sind („CO2 Fußabdruck“). Dies wird durch die Integration der Ergebnisse der Online Befragungen und Fokus-Gruppen mit Haushalts-Konsumstatistiken und einem umwelt-erweiterten multi-regionalen Input-Output Modells erfolgen und Reduktionspotentiale des CO2 Fußabdruck aufzeigen. Somit soll bestimmt werden, unter welchen Bedingungen Arbeitszeitreduktion sowohl sozial als auch für Emissionsreduktionen vorteilhaft sein kann und wie diese Potentiale verstärkt werden könnten. Dabei stehen die Aspirationen der Menschen, real stattfindende Veränderungen des täglichen Lebens und der Mobilität, sowie des Konsum-Fußabdrucks im Zentrum. Dabei fokussieren wir insbesondere auf die zentrale Rolle von bezahlter Arbeit in der Strukturierung des täglichen Lebens und der Mobilität. Mit diesem Projekt möchten wir Einsichten für die Vision einer nachhaltigeren Gesellschaft liefern.
Schlagworte tägliches Leben Haushaltskonsum Multi-regionale Input-Output Modellierung (MRIO) qualitative Forschung Fußabdruck nachhaltige Lebensstile Transport und Mobilität Mobilitätsmuster Aspirationen
Publikationen
Is working less really good for the environment? A systematic review of the empirical evidence for resource use, greenhouse gas emissions and the ecological footprint
Autoren: Antal, M; Plank, B; Mokos, J; Wiedenhofer, D Jahr: 2021
Originalbeitrag in Fachzeitschrift
Mitarbeiter*innen
Dominik Wiedenhofer
Mag. Dr. Dominik Wiedenhofer Bakk.techn.
dominik.wiedenhofer@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-73729
Projektleiter*in
01.11.2019 - 31.12.2022
Thiago Guimaraes Rodrigues
Dr.phil. Thiago Guimaraes Rodrigues MSc.
Projektmitarbeiter*in
01.11.2019 - 31.07.2020
Barbara Plank
Barbara Plank B.Sc. MSc.
barbara.plank@boku.ac.at
Projektmitarbeiter*in
01.11.2019 - 31.12.2022