Langeweile bei Tieren - Identifizierung von Symptomen und Konsequenzen
Abstract
„Mein Hund langweilt sich“. Dieser Gedanke ist vermutlich den meisten HundehalterInnen bekannt. Doch nicht nur unsere Haustiere wirken manchmal, als wüssten sie nichts mit sich anzufangen, auch Zoo- und Nutztiere machen des Öfteren einen gelangweilten Eindruck. Doch woher wissen wir, ob ein Tier wirklich gelangweilt ist und was Langeweile für ein Tier bedeutet? Von Studien bei Menschen wist bekannt, dass Langeweile, vor allem in chronischer Form, mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen einhergeht und im Zusammenhang mit Alkoholabhängigkeit steht. Dabei wird Langeweile vor allem durch reizarme und monotone Bedingungen hervorgerufen; Bedingungen, wie wir sie auch von der Haltung vieler Tiere vorfinden, seien es Nutz-, Haus-, Zoo- oder Labortiere. Und wie sieht es mit der Langeweile im Tierreich aus? Die einfache Antwort lautet: wir wissen es nicht. Nur vereinzelte wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass auch Tiere Langeweile-artige Zustände empfinden – was dieser Zustand für die Tiere bedeutet, ist weitestgehend unbekannt. Ziel unseres Projektes ist es deshalb, Symptome und Auswirkungen von Langeweile bei Tieren, genauer gesagt bei Schweinen, näher zu beleuchten. Schweine werden vorwiegend unter reizarmen und sich wenig verändernden Bedingungen gehalten und eignen sich deshalb sehr gut als Modelltier für unsere Untersuchungen. In unserem Projekt lösen wir Langeweile bei den Tieren durch Manipulation der Haltungsbedingungen aus und vergleichen Tiere in einer reizarmen und monotonen Haltung mit Tieren, die in einer angereicherten und sich verändernden Umgebung gehalten werden. Herzstück unserer Arbeit sind diverse Testverfahren, mit denen wir die Auswirkungen der Haltungsbedingungen erfassen. Wir untersuchen, ob unseren Annahmen entsprechend, Tiere aus der reizarmen und monotonen Haltung motivierter sind, für eine Veränderung in ihrer Umgebung zu arbeiten, ob sie insgesamt negativer gestimmt sind, und ob sie, wie gelangweilte Menschen auch, das Gefühl haben, dass die Zeit langsamer vergeht, verglichen mit Tieren aus der angereicherten Haltung. Zusätzlich erforschen wir, wie sich das Verhalten der Tiere unterscheidet und ob die Schweine aus der reizarmen und monotonen Haltung mehr Stresshormone ausschütten als ihre Artgenossen in der angereicherten Haltung. Außerdem interessiert uns, ob Individuen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen anfälliger dafür sind, Langeweile zu empfinden als andere – genau wie es beim Menschen auch der Fall ist. Das Besondere unseres Projektes ist, dass wir das Thema Langeweile im Tierreich von vielen verschiedenen Seiten und mit teilweise neuen Testverfahren beleuchten, sodass wir einen umfassenden Einblick in die Thematik bekommen. Unser Projekt wird neue Erkenntnisse zur Erfassung und Beurteilung von Langeweile bei Tieren liefern und somit einen wichtigen Beitrag zum Tierschutz leisten.
Schlagworte Langeweile Stimmung Schwein Tierwohl Verhalten Kognition
Publikationen
Mitarbeiter*innen
Sara Hintze
Ass.Prof. Dr.med.vet. Sara Hintze MSc. Ph.D.
sara.hintze@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-93228
Projektleiter*in
01.11.2020 - 31.10.2023
Christoph Winckler
Univ.Prof. Dr.med.vet. Christoph Winckler
christoph.winckler@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-93221
Projektmitarbeiter*in
01.11.2020 - 31.10.2023