Verbesserung der Hydromorphologie alpiner Flüsse im Hinblick auf die Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen durch eine verantwortungsbewusste und resiliente Flussrenaturierung
Abstract
In Bergregionen konzentrieren sich einander konkurrierende Nutzungsansprüche entlang von Fließgewässern in meist engen Tälern. Nachdem die systematische Regulierung und der Sedimentrückhalt durch Querbauwerke im Einzugsgebiet die Biodiversität wie auch direkte menschliche Nutzungen massiv beeinträchtigten und sich der Zustand durch die Sohleintiefung weiter verschlechterte, zeigte sich die Flussaufweitung als effektive Gegenmaßnahme. Mit zunehmendem Bewusstsein über die von einer funktionierenden Hydromorphologie geleisteten Ökosystemdienstleistungen (ÖD) und zur Verringerung des zur Sohlstabilisierung benötigten Geschiebeeintrags wird heute die Bereitstellung von Korridoren empfohlen. In diesen kann sich die Hydromorphologie frei entwickeln und wird dadurch hauptsächlich vom Geschiebeeintrag bestimmt. Die benötigte Menge des Geschiebeeintrags, welche die Funktionalität der Hydromorphologie zur Bereitstellung der heute benötigten ÖD sichern würde, und der zugehörige Raumbedarf sind jedoch unbekannt. HyMo4us! erhebt zunächst die historischen und aktuellen Nutzungen entlang alpiner Fließgewässer. Für einen Abschnitt der Drau wird anhand eines hydromorphologischen Labormodells nach dem Geschiebeeintrag gesucht, der eine dem historischen Zustand entsprechende Morphologie ergibt. Basierend auf der detailliert erfassten Morphologie und Morphodynamik werden für diese Bedingungen ÖD wie Habitatausstattung, Hochwasserschutz, Grundwasserbereitstellung und Angebote für Freizeitaktivitäten bestimmt. In weiterer Folge wird anhand der Ergebnisse des Labormodells die Bandbreite eines Geschiebeeintrags ausfindig gemacht, welche eine Hydromorphologie schafft, die ÖD entsprechend den erhobenen Nutzungsansprüchen anbietet. Zusätzliche Untersuchungen von größeren Abflussereignissen lassen auf die Resilienz in der Bereitstellung von ÖD unter klimawandelbedingten Änderungen der Hydrologie und des Geschiebeeintrags schließen, und dienen zur engeren Eingrenzung des anzustrebenden Geschiebeeintrags. Der Hypothese folgend, dass die Breitenverteilung eines natürlichen Gerinnes mit der Tiefenquerverteilung zusammenhängt, wird mittels Regressionsanalyse versucht das Potenzial von historischen Karten für die Berechnung eines historischen Geschiebetransports als eine natürliche Referenz auszuschöpfen. Der sich ergebende Geschiebe- und Raumbedarf wird mit einem erfahrenen Planer auf Umsetzbarkeit untersucht, und ein Dialog mit der Politik über die Gewichtung aktueller Nutzungsformen gefördert. Die Ergebnisse münden in einen Leitfaden, der als Unterstützung für aktuell zu erarbeitende Gewässerentwicklungs- und Risikomanagementkonzepte zur Verfügung gestellt wird. Eine Erarbeitung von didaktischem Material gemeinsam mit Schülern und ein für pädagogische Hochschulen angebotenes Training fördern einen generationenübergreifend verantwortungsbewussten Umgang mit der Hydromorphologie alpiner Flüsse.
- Flussrenaturierung
- Geschiebe
- Ökosystemdienstleistungen
- Morphodynamik
- Historische Flussmorphologie
- Klimawandel
Mitarbeiter*innen
Mario Klösch
Dipl.-Ing. Dr. Mario Klösch
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Helmut Habersack
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Dr.h.c. Helmut Habersack
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01.01.2023 - 31.12.2025
Roman Dunst
Dipl.-Ing. Roman Dunst
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Gertrud Haidvogl
Priv.-Doz. Mag. Dr.phil. Gertrud Haidvogl
gertrud.haidvogl@boku.ac.at
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Projektmitarbeiter*in
01.01.2023 - 31.12.2025
Severin Hohensinner
Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Severin Hohensinner
severin.hohensinner@boku.ac.at
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Projektmitarbeiter*in
01.01.2023 - 31.12.2025