Ist die Artenvielfalt von Raubmilben in Apfelkulturen durch Klimawandel und Pestizideinsatz gefährdet?
Abstract
Der Green Deal der EU beinhaltet zwei essentielle Ziele: die Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden und die Erhaltung und Wiederherstellung der Biodiversität. Pestizidreduktionen bedeuten ein positives Feedback für die natürlichen Feinde von Schädlingsarten, indem sie deren Diversität und Abundanz und folglich auch ihren Biokontrollerfolg erhöhen. Die überwiegende Mehrheit der natürlichen Feinde gehört zu den Arthropoden, und ihre Vielfalt hat in den letzten Jahrzehnten weltweit stark abgenommen. Neben anderen Stressoren ist die Klimaerwärmung ein wichtiger Faktor, der für den Rückgang der Artenvielfalt bei Arthropoden verantwortlich ist. In Agrarökosystemen sind Arthropoden auch mit einem zweiten Stressor konfrontiert: der landwirtschaftlichen Intensivierung, definiert als eine Reihe von Maßnahmen zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität pro Flächeneinheit. Obwohl bekannt ist, dass diese beiden Faktoren eng miteinander verbunden sind, werden sie normalerweise unabhängig voneinander betrachtet. Sie können jedoch additiv oder synergistisch interagieren und die negativen Folgen für die Arthropoden-Diversität in Agrarökosystemen verstärken. Der Apfel ist die dominierende Obstart in Österreich. Ein Hauptschädling in Apfelkulturen, die rote Spinnmilbe Panonychus ulmi, wurde in der Vergangenheit durch Raubmilben als natürliche Feinde effizient bekämpft, hat sich aber heute wieder zu einem Hauptschädling in steirischen Apfelplantagen entwickelt. Unsere Haupthypothesen für diese Ergebnisse sind: (i) die Klimaerwärmung verringert die Milbenvielfalt ; (ii) Synergieeffekte zwischen Klimaerwärmung und Intensivierung der Landwirtschaft (z.B. Pestizidanwendungen) verstärken die negativen Auswirkungen auf die Milbenvielfalt; und schließlich (iii) leiden die natürlichen Feinde (d. h. Raubmilben) stärker unter den beiden Stressoren als ihre Beute (d. h. schädliche Milbenarten), was zu einer unzureichenden biologischen Bekämpfung von Schadmilben führt. Erstens werden wir in integrierten Apfelanlagen, Bio-Apfelanlagen und extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen (d.h. ohne Pestizide und Düngemittel) in der Steiermark während zwei Vegetationsperioden Milbenproben nehmen, was die Evaluierung des gemeinsamen Einflusses von Klimawandel und landwirtschaftlicher Intensivierung auf die Milben-Diversität ermöglicht. Zusätzlich werden historische Milbendaten (1985) mit heutigen Daten aus den Streuobstwiesen verglichen, was die Verifizierung des Klimaeinflusses auf die Milben-Diversität zulässt. Zweitens kann der Klimawandel indirekt die Milben-Diversität beeinflussen, indem er die landwirtschaftliche Intensivierung fördert. So hat der Einsatz von Fungiziden in Apfelanlagen aufgrund des Auftretens von Apfelschorf in den letzten zwei Jahrzehnten in Österreich zugenommen, und Raubmilben sind bekanntermaßen sehr empfindlich gegenüber Fungiziden. Daher werden mikro-klimatische Wetterdaten (1961-2025) von Apfelanlagen in ein dynamisches Prognosemodell für Apfelschorf integriert, um zu bewerten, ob die Auswirkungen der Klimaerwärmung ein potenzieller Treiber für ein höheres Vorkommen von Apfelschorf sein könnten, was auf synergistische Effekte zwischen Klimaerwärmung und landwirtschaftlicher Intensivierung hinweisen kann.
Schlagworte Klimaerwärmung Intensivierung der Landwirtschaft Biodiversität Milben Apfelkulturen
Publikationen
Mitarbeiter*innen
Andreas Walzer
Mag. Dr. Andreas Walzer
andreas.walzer@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-95308
Projektleiter*in
03.07.2023 - 02.07.2026
Herbert Formayer
Assoc. Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Herbert Formayer
herbert.formayer@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-81415
Projektmitarbeiter*in
03.07.2023 - 11.07.2023
Tatiana Klisho
Tatiana Klisho MSc.
tatiana.klisho@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-81413
Projektmitarbeiter*in
03.07.2023 - 02.07.2026
Stefan Möth
Dipl.-Ing. Dr.rer.nat. Stefan Möth
stefan.moeth@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-95329
Projektmitarbeiter*in
03.07.2023 - 02.07.2026
Bernhard Spangl
Dipl.-Ing. Dr. Bernhard Spangl
bernhard.spangl@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-85113
Projektmitarbeiter*in
03.07.2023 - 02.07.2026
Sabina Thaler
Mag. Mag. Dr. Sabina Thaler
sabina.thaler@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-81420
Projektmitarbeiter*in
03.07.2023 - 02.07.2026
Silvia Winter
Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Silvia Winter
silvia.winter@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-95307
Projektmitarbeiter*in
03.07.2023 - 02.07.2026
BOKU Partner
Externe Partner
Universidad de Extremadura
Dr. Daniel Paredes
Partner
University of Montpellier, INRA,CIRAD
Dr. Marie-Stephane Tixier
Partner
Universidad de Málaga- Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Málaga,_x000D_ Spain
Dr. Marta Montserrat
Partner