Untersuchungen zum Rohprotein- und Aminosäurengehalt als wichtige Kriterien des Futterwerts biologisch erzeugter Gerste
Abstract
In biologisch wirtschaftenden Schweinezucht- und -mastbetrieben werden verschiedene Getreidearten als Hauptkomponenten in den Futterrationen eingesetzt. Der Beitrag des Getreides zur Gesamtaminosäurenversorgung ist nicht zu vernachlässigen (Meyer 2001), weswegen die übliche Verwendung von konventionellen Futterwert-Tabellen zur Rationsoptimierung vor allem aus Sicht des Protein- und Aminosäurengehalts kritisch betrachtet werden muss. Ziel der Untersuchung war es, einerseits die Inhaltsstoffgehalte ökologisch angebauter Gerste festzustellen und mit praxisüblichen Futterwert-Tabellen statistisch zu vergleichen, und andererseits Stärken oder Schwächen einzelner Sorten im Rohproteingehalt und in der -zusammensetzung darzustellen. Dazu wurden jene 10 Sorten untersucht, die derzeit am häufigsten in Bio-Betrieben angebaut werden (Baccara, Balaki, Barke, Carola, Elisa, Hellana, Montana, Prosa, Virac, Virgo). Die Analysen der Inhaltsstoffgehalte (Weender Analyse) erfolgte nach ALVA (1983), jene der Aminosäurengehalte nach Kommission der EU (1998). Die Gehalte an Umsetzbarer Energie (Schwein) wurden rechnerisch ermittelt (DLG 1991). Der Unterschied zu den gewählten, weil in der Praxis häufig verwendeten, Futterwert-Tabellen von DLG (1991) und Degussa (2001) wurde mittels t-Test nach vorangegangenem F-Test statistisch untersucht. Mit Hilfe zweier Modelle wurden Unterschiede zwischen den Sorten bzw. dem Typ (Sommergerste/Wintergerste) statistisch ausgewertet (Eßl 1987). Der Vergleich der Analysenergebnisse mit den beiden genannten Futterwert-Tabellen zeigte, dass der XP-Gehalt von Sommergerste signifikant über und jener von Wintergerste unter den Angaben von DLG (1991) lag. Vor allem die ertragsstarke, mehrzeilige Wintergerstensorte Balaki war unterdurchschnittlich in den Rohnährstoff- und Energiegehalten (in der T). Aufgrund des Zuchtfortschritts der vergangenen Jahrzehnte sind die Angaben von DLG (1991) allerdings generell zu hinterfragen, da mit den in diesem Zeitraum erfolgten Ertragssteigerungen bei neuen Sorten Verminderungen im Eiweißgehalt einhergingen. Weiters zu beachten ist die Tatsache, dass die untersuchten Proben nur aus einem Erntejahr stammen und der Jahreseinfluss somit nicht berücksichtigt werden konnte. Um die Frage der Unterschiede zu Futterwert-Tabellen zu klären, sind daher unbedingt mehrjährige Untersuchungen notwendig. Bei der Zusammensetzung des Proteins zeigte sich sowohl bei Sommer- als auch bei Wintergerste ebenso wie bei Winterweizen und Triticale (Wlcek und Zollitsch 2001), dass biologisch erzeugtes Getreide reicher an den schwefelhältigen AS Met und Cys (im Protein!) ist als von Degussa (2001) angegeben. Dagegen sind im Bio-Getreideprotein sowohl die Lys- als auch die Trp-Gehalte signifikant geringer. Wie sehr diese Unterschiede durch unterschiedliche Analysenmethoden beeinflusst wurden, bleibt abzuklären. Biologisch wirtschaftenden Betrieben, die Futterrationen aus eigenem Getreide zusammenstellen, wird dringend geraten, zumindest einmal im Jahr den Rohnährstoffgehalt des betriebseigenen Getreides oder der Futtermischungen feststellen zu lassen. Die Aminosäurengehalte der Bio-Getreide können mit Hilfe von Regressionsgleichungen z.B. von Degussa (2001) geschätzt werden, wobei nach den vorliegenden Ergebnissen bei Lysin und Tryptophan ein Abschlag von etwa 10 % ratsam ist.
Publikationen
Rohprotein- und Aminosäurengehalte von Weizen, Triticale und Gerste aus Ökologischem Anbau in Österreich im Vergleich zu Futtertwert-Tabellen
Autoren: Wlcek, S., Zollitsch, W. Jahr: 2003
PUBLIZIERTER Beitrag für wissenschaftliche Veranstaltung
Externe Links und Eigenschaften der Publikation:
Mitarbeiter*innen
Werner Zollitsch
Univ.Prof. Dipl.-Ing.Dr.nat.techn. Werner Zollitsch
werner.zollitsch@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-93211, 99101, 99111
Projektleiter*in
15.08.2002 - 15.05.2003
BOKU Partner
Externe Partner
Österreichische Agentur für Gesundheit- und Ernährungssicherheit GmbH - Landwirtschaftliche Untersuchungen und Forschung Wien
Institut für Pflanzenbau, Josef Hinterholzer
Partner