Die Nutzung von Landschaftselementen im Winter: ein weiterer Flaschenhals im Fledermausschutz?
- Lebensraum und Landschaft
- Forschungscluster "Landschaft & Entwicklung"
Abstract
Fledermäuse genießen in den Ländern der europäischen Union einen hohen Schutzstatus. Praktisch ist die Erhaltung und Förderung der Arten aber oft schwierig, weil die Tiere vielfältige Ansprüche an die von ihnen genutzten Landschaften stellen. Einmal müssen insektenreiche Jagdgebiete vorhanden sein, um eine ausreichende Ernährung sicherzustellen. Zum anderen brauchen Fledermäuse räuber- und witterungssichere Quartiere, in denen sie sich am Tag zurückziehen, ihre Jungen gebären und großziehen und den Winter überdauern können. Wird ein einziger dieser Aspekte gestört, ist das Schicksal der Art im Gebiet bedroht: jede einzelne Ressource kann zum "Flaschenhals" für ihr Vorkommen werden. Die kalte Jahreszeit ist eine besonders kritische Phase im Leben mitteleuropäischer Fledermäuse, weil sie da Winterschlaf halten und von den Fettreserven des Sommers zehren müssen. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass die Tiere keineswegs durchgehend inaktiv sind, sondern offenbar recht häufig mitten im Winter die Quartiere verlassen und Insekten jagen, möglicherweise zur Auffüllung verbrauchter Depots. Da die Insektendichten in dieser Zeit sehr gering sind, stellt sich die Frage, wie sich der hohe Energieaufwand für das Aufwachen und Fliegen lohnen kann. Als einzige plausible Hypothese erscheint, dass aus Erfahrung bekannte und günstig gelegene Stellen gezielt angeflogen und ausgebeutet werden, um die Effizienz der Ausflüge zu maximieren. Ziel des Projekts ist es, diese Plätze in einem repräsentativen Untersuchungsgebiet zu kartieren und abzuschätzen, ob es sich aufgrund ihrer Seltenheit ebenfalls um potenzielle "Flaschenhälse" handelt. Hier wird die Förderung von automatisch arbeitenden Aufnahmegeräten beantragt, welche die Artenzugehörigkeit und Aktivität von Fledermäusen registrieren und mit denen im Verlauf von zwei Wintern die Erfassung eines großen Gebiets mit vielfältigen Ressourcen gelingen soll.
Mitarbeiter*innen
Alexander Bruckner
ao.Univ.Prof. Mag.Dr.rer.nat. Alexander Bruckner
alexander.bruckner@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-83333
BOKU Projektleiter*in
15.11.2008 - 31.05.2010