Wärmedämmstoff aus Rohrkolben - Entwicklung der Fertigugnstechnologie für Rohrkolben-Dämmstoffe
Abstract
Holz wird seit Menschengedenken zum Heizen eingesetzt. Gerade die steigenden Ölpreise führen jetzt dazu, dass der traditionsreiche Rohstoff wieder vermehrt zur Energiegewinnung und auch zur Treibstofferzeugung eingesetzt wird. Wie auch bei anderen nachwachsenden Rohstoffen sind je-doch nur begrenzte Vorräte vorhanden und somit wird auch Holz immer schwerer verfügbar und teurer. Ein oberösterreichisches start-up Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Rohrkolben (lat. Typha) als alternativen Rohstoff für Dämmstoffe zu verwerten. Die Pflanze besteht zu ca. 85 Vol% aus einem Schwammgewebe. Durch diesen „natürliche Bauschaum“ ist das Material sehr leicht und schließt sehr viel stehende Luft ein. Es eignet sich somit hervorragend als Rohstoff für Isoliermateria-lien. Auch wächst Rohrkolben im Wasser und kann als Sumpfpflanze mit Feuchtigkeit umgehen. Dies sind wichtige Eigenschaften, die im fertigen Produkt erhalten bleiben. Rohrkolben wächst in großen natürlichen Beständen in Osteuropa - vor allem in Ungarn und Rumänien. Dort wird das Material bis-her nicht verwertet. Von diesen Beständen soll zunächst der Rohstoff für die Dämmstoffproduktion beschafft werden. Mittelfristig möchte das Unternehmen 70% des Rohstoffbedarfs von österreichi-schen Flächen decken. Typha kann mit großem Umweltnutzen (Gewässerreinigung und CO2-Bindung) und hohen Erträgen auch in Mitteleuropa kultiviert werden. Die neuartigen Rohrkolben-Dämmstoffe wurden als Aufdachdämmung und als Vollwärmeschutz von Fassaden (WDVS) entwickelt. In einer neuen Entwicklung des Unternehmens kann auf den Zu-satz von Bindemitteln verzichtet werden. Dies ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber den Konkur-renzprodukten, die mit mindestens 3 – 5% Bindemittel versetzt sind. Darüber hinaus bietet das Mate-rial raumklimatische Vorteile. Dachräume heizen sich durch die hohe Masse des Dämmstoffs im Sommer nicht auf. Auch der Schallschutz der Wand- und Dachaufbauten wird erheblich verbessert. Schließlich ist das Material diffusionsoffen – Feuchtigkeit kann also durch die Wand nach außen ge-langen. Bisher wurden im Labor in Handarbeit ausschließlich Dämmstoffproben erstellt. Im vorliegenden Pro-jekt soll das großtechnische Herstellungsverfahren untersucht werden. Durch Labor- und Techni-kumsversuche sollen bestehende Technologien genutzt und rohstoffspezifische Verfahrensschritte entwickelt werden. Zunächst werden in Laborversuchen geeignete Verfahren identifiziert. Diese werden in einem getakteten Verfahren erprobt. Zur Untersuchung eines kontinuierlichen Herstellungs-prozesses sollen weitere Versuche auf einer Technikumsanlage durchgeführt werden. Dazu wer-den Versuchsanlagen umgesetzt, die speziell auf die Anforderungen des neuen Rohstoffs abgestimmt sind. Diese Untersuchungen sind Grundlage für eine weitere Skalierung des Herstellungspro-zesses. Parallel zur Verfahrensentwicklung soll auf Basis einer sehr einfachen, manuellen Produktion der Dämmstoff für ein Einfamilienhaus produziert und eingebaut werden (Demonstrationsvorhaben im Rahmen der Programmlinie Energiesysteme der Zukunft, Produktion der Variante mit Leim). Die Er-fahrungen aus der praktischen Anwendung sollen Rückschlüsse auf das großtechnische Herstel-lungsverfahren geben. Das zentrale Projekt-Team besteht aus dem know-how-Träger, einer Forschungseinrichtung und einem technischen Dienstleister für Anlagenentwicklung.
Schlagworte Rohrkolben Wärmedämmstoff
Publikationen
Mitarbeiter*innen
Johannes Konnerth
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Johannes Konnerth
johannes.konnerth@boku.ac.at
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BOKU Projektleiter*in
01.02.2009 - 31.03.2010
Robert Stingl
Ing. Robert Stingl
robert.stingl@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-89119
Projektmitarbeiter*in
01.02.2009 - 31.03.2010
Alfred Teischinger
Univ.-Prof. i.R. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Dr.h.c. Alfred Teischinger
alfred.teischinger@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-89100
Projektmitarbeiter*in
01.02.2009 - 31.03.2010
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Externe Partner
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R. Schwemmer
Partner