Kosten-Nutzen-Analyse eines auf tierbezogenen Messgrößen beruhenden Beurteilungssystems für Wohlergehen von Milchkühen auf Betriebsebene

Das Wohlergehen von Nutztieren ist von wachsender Bedeutung. Methoden zur Erfassung des Wohlergehens stehen daher zunehmend im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Im Zuge des Europäischen Forschungsprojektes Welfare Quality(R) (WQ) wurden in den vergangenen Jahren valide, reliable und leicht durchführbare Erhebungsprotokolle für Rinder, Schweine und Geflügel entwickelt. Diese Protokolle berücksichtigen hauptsächlich tierbezogenen Messgrößen und nur zu einem geringeren Anteil Haltungstechnik und Management. Obwohl bekannt ist, dass Beeinträchtigungen von Wohlergehen und Gesundheit mit schwerwiegenden Konsequenzen bezüglich der Leistung und damit verbunden auch mit ökonomischen Einbußen einhergehen, wurden ökonomische Auswirkungen von Erhebungssystemen für Wohlergehen und entsprechende Verbesserungsansätze bisher nur selten untersucht. Bei der Untersuchung dieser Thematik ist ein interdisziplinärer Ansatz gefordert, der sowohl Wirtschaftswissenschaften als auch Sozialwissenschaften berücksichtigt, da auch qualitative, d.h. immaterielle Effekte zu erwarten sind. Unter besonderer Beachtng der Schlüsselrolle der Landwirte bei der Verbesserung von Wohlergehen, ist es das Ziel dieses Projektes, die Implementierung des WQ-Erhebungssystems auf österreichischen Milchviehbetrieben einer Kosten-Nutzen-Analyse zu unterziehen. Die Schwerpunkte liegen dabei auf 1) der Evaluierung der durch die Implementierung des WQ-Protokolls erreichten Verbesserungen hinsichtlich des Wohlergehens der Milchkühe, 2) einer Modellierung der ökonomischen Auswirkungen von Erhebung und den sich daraus ergebenden Maßnahmen, und 3) qualitativen Aspekten, z.B. immateriellem Nutzen durch erhöhte Wertschätzung des Wohlergehensstatus der Herde durch den Landwirt. Zu diesem Zweck soll auf 40 österreichischen Milchviehbetrieben eine insgesamt 2-jährige Praxisstudie mithilfe des WQ-Protokolls, strukturierter Checklisten und leitfadengestützter Interviews durchgeführt werden. Nach einer initialen Datenerhebung zur Erfassung des Status quo werden die Landwirte über den Wohlergehensstatus ihrer Herde informiert und mögliche betriebsindividuelle Verbesserungsstrategien diskutiert. Eine zweite Datenerhebung ein Jahr nach Implementierung der Maßnahmen ermöglicht den Vergleich mit der Ausgangssituation hinsichtlich Verbesserungen im Wohlergehen sowie ökonomischer und qualitativer Aspekte. Die Ergebnisse können dazu beitragen, das Potential einer Erhebung und Verbesserung von Wohlergehen für eine breite Praxisanwendung, z.B. im Rahmen von Beratungsservices, zu beurteilen.