Phylogenetik früh auftretender, borkenbewohnender Dothideomycetes
Abstract
Die Integration bereits beschriebener Pilze in ihren phylogenetischen Stammbaum hinkt wegen des Fehlens molekularer Daten quantitativ weit hinter der Detektion von Arten in ökologischen Studien mittels moderner Sequenzierungsmethoden nach. Von letzteren sind allerdings nur ITS-Sequenzen bekannt und deren effiziente Einbettung in Stammbäume wird durch zahlreiche Lücken in den mittels molekularer Phylogenie aufgestellten Bäumen be- oder verhindert. Dieses Projekt zielt darauf ab einige Lücken der Ascomycetenphylogenie, insbesondere innerhalb der Pleosporales (Dothideomycetes) zu füllen. Wegen der immensen Größe dieser Ordnung wird die Studie auf Pilze limitiert, die in der Borke von Bäumen und Sträuchern kurz nach deren Absterben fruktifizieren. Solche Pilze sind von besonderem Interesse, weil sie einerseits als primäre Wirtsbesiedler für das Absterben der Pflanzen verantwortlich sein können oder sich als schadlose Endophyten in der Pflanze aufhalten oder sich als sekundäre Besiedler saprotroph oder nekrotroph ernähren. Im Detail wird das Projekt auf die Familie Pleomassariaceae und die Gattung Valsaria, von welchen der Antragsteller bereits fundierte Daten ermittelt hat, und auf die Familie Cucurbitariaceae, wo nur wenige molekulare Daten vorhanden sind und viele neue Arten und eine phylogenetische Aufteilung in mehrere Gattungen zu erwarten sind, limitiert. Hauptaktivitäten des Projekts sind daher Analysen der Gattung Cucurbitaria auf Gattungs- und Artebene, primär auf Teleomorphen basierend, mit dem Ziel, a) deren phylogenetische Struktur, b) deren Biodiversität in Europa, besonders auf Wirten der komplexen Familie Leguminosae, c) deren Anamorph-Teleomorph-Beziehungen, basierend auf Konidienbildung in Kultur und Sequenzierung vermuteter, auf den Wirtspflanzen mit Teleomorphen assoziierter Anamorphe, zu ergründen. Weiters soll die Taxonomie der Arten geklärt und an die neuen Regeln des drastisch modifizierten Internationalen Code der Nomenklatur für Algen, Pilze und Pflanzen (Melbourne Code, ICN) adaptiert werden. Außerdem soll das Postulat, daß reichliche Fruktifikation auf kürzlich abgestorbenen Pflanzenteilen auf einen endophytischen Lebensstil hinweist, unter Verwendung bekannterer Cucurbitaria-Arten untersucht werden. Weitere Gattungen der Pleosporales, besonders jene die mit Cucurbitaria verwechselt werden, solche, deren Typen noch nicht sequenziert sind, und andere, von denen der Antragsteller bereits DNA-Sequenzen ermittelt hat, sollen inkludiert werden, abhängig von Disponibilität sowie Zeit- und Arbeitskapazität. Repräsentative Kulturen aller studierten Arten werden für etwaige andere Forschungsvorhaben in öffentlich zugänglichen Stammsammlungen hinterlegt. Essentielle Barcodeinformation wird ebenfalls ermittelt und zur allgemeinen Verfügung gestellt.
Schlagworte Biodiversitaet Phylogenie Zierstraeucher Dothideomycetes Pilze
Publikationen
Mitarbeiter*innen
Walter Michael Jaklitsch
Dipl.-Ing. Dr. Walter Michael Jaklitsch
Projektleiter*in
01.03.2014 - 02.11.2018