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Gewählte Diplomarbeit / Masterarbeit:

Kornel Cimer (2011): Einfluss des Beobachters auf das Verhalten von Mastschweinen.
Diplomarbeit / Masterarbeit - Institut für Nutztierwissenschaften (NUWI), BOKU-Universität für Bodenkultur, pp 81. UB BOKU obvsg FullText

Datenquelle: ZID Abstracts
Abstract:
Direktbeobachtungen des Verhaltens in Praxisbetrieben, z. B. im Rahmen der Beurteilung des Wohlergehens von Nutztieren, werden in der Regel ohne längere Gewöhnungsphase an den Beobachter durchgeführt. Es war daher Ziel dieser Studie, den Einfluss der Anwesenheit eines Beobachters auf das Verhalten von Mastschweinen zu untersuchen. Die Versuche wurden auf vier Mastbetrieben mit eingestreuten Haltungssystemen an insgesamt 546 Tieren im Alter von vier bis sechs Monaten durchgeführt. An zwei Versuchstagen wurde eine direkte Beobachtung gemäß des Welfare Quality®-Protokolls simuliert; zwei weitere Tage dienten als Kontrolle ohne Beobachtereinfluss. Das Verhalten wurde mittels indirekter Beobachtung anhand von Videoaufzeichnungen erfasst. In Anlehnung an das Welfare Quality® Protokoll wurde Scan sampling (2min Intervall) zur Erfassung der Grundaktivitäten (z.B. Stehen / Gehen, Liegen, Sitzen), der Beschäftigung (Stroh, Bucht) sowie der sozialen Interaktionen verwendet. Zusätzliche fand eine kontinuierliche Verhaltenszählung sozialer Interaktionen sowie von Komfortverhaltensweisen statt. Durch die Anwesenheit des Beobachters nahmen Sitzen und Stehen/Gehen zu, Liegen und regungsloses Liegen dagegen ab. Ebenso stiegen die Beschäftigung mit Stroh und das Futteraufnahmeverhalten (Fressen am Automaten und Trinken) signifikant an. Auf die Häufigkeit oder den Anteil sozialer Interaktionen (negative und positive Interaktionen) bestand kein Einfluss des Beobachters. Die Häufigkeit von Strecken nahm bei Anwesenheit des Beobachters ab, die Häufigkeit von Scheuern und Schütteln nahm dagegen zu. Eine Verlängerung der Wartezeit vor der Beobachtung von 5 auf 15 Minuten führte lediglich beim Trinkverhalten und tendenziell bei der Beschäftigung mit der Bucht zu einer Wiederannäherung an den Kontrollwert (ohne Beobachter). Die gemäß Welfare Quality® errechneten Kriterien-Scores änderten sich durch die Anwesenheit des Beobachters nicht signifikant. Die Ergebnisse zeigen, dass das Verhalten von Mastschweinen durch die Anwesenheit des Beobachters im Stall wesentlich beeinflusst werden kann. Dieser Beobachtereffekt sollte bei der Planung und der Interpretation von Daten berücksichtigt werden. Der Einfluss lässt sich durch eine Wartezeit von bis zu 15 Minuten nicht signifikant minimieren.

Beurteilende(r): Winckler Christoph
1.Mitwirkender: Leeb Christine

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