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Gewählte Dissertation:

Anna Seidl (2022): Biogeographical dynamics of plant taxa and climate-landscape history of the Eurasian steppe belt: Genes documenting history.
Dissertation - Institut für Botanik (Botany), BOKU-Universität für Bodenkultur, pp 92. UB BOKU obvsg FullText

Datenquelle: ZID Abstracts
Abstract:
Das Ziel dieser Arbeit ist, die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Eurasischen Steppengürtels anhand des genetischen „Fingerprints“ von zwei unterschiedlichen Steppenpflanzen zu beleuchten. Dazu wurde zum einen die relativ alte Art Krascheninnikovia ceratoides gewählt, die in weiten Teilen der trockenen Steppe der nördlichen Halbkugel verbreitet ist und zum anderen die jüngere Steppenart Adonis vernalis, die ein kleineres Verbreitungsgebiet im westlichen Teil des Eurasischen Steppengürtels aufweist und feuchtere Steppenhabitate bevorzugt. Proben aus möglichst dem kompletten Verbreitungsgebiet wurden gesammelt. Die DNA der Proben wurde extrahiert und sequenziert. Mit Hilfe einzelner Genabschnitte wurde der Zeitrahmen der Diversifizierung innerhalb der Art abgeschätzt. Mit Hilfe von „Genotyping-by-sequencing”, einer Technik, bei der 100 Basenpaare lange Fragmente von zufälligen Orten des Genoms sequenziert werden, wurde der geographische Ursprung der Art und die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Populationen ermittelt. Laut meinen Ergebnissen entstand Krascheninnikovia wie auch die ersten Steppenhabitate in Zentralasien und breitete sich von dort in der Steppe aus. Adonis vernalis hingegen entstand in Europa und migrierte von dort aus in der bereits verbreiteten Steppe unter anderem nach Osten und innerhalb Europas. Die wiederholte Transgression des Kaspischen Meeres hat Spuren in der genetischen Information der Individuen von Krascheninnikovia hinterlassen: Die Ergebnisse in dieser Arbeit lassen darauf schließen, dass die Art östlich und westlich des überschwemmten Gebiets überlebt hat und die Individuen später wieder in Kontakt gekommen sind. Während Krascheninnikovia anscheinend im Pleistozän vom wechselnden Klima profitiert hat, verlor Adonis vernalis wahrscheinlich große Teile seines Verbreitungsgebiets. Die Entwicklung der Steppe wird somit teilweise in der genetischen Information seiner Bewohner widergespiegelt.

Betreuer: Bernhardt Karl Georg
1. Berater: Tremetsberger Karin

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