BOKU - Universität für Bodenkultur Wien - Forschungsinformationssystem

Logo BOKU-Forschungsportal

Gewählte Diplomarbeit / Masterarbeit:

Wolfgang Josef Hintsteiner (2010): Phylogeographische Untersuchungen am Kupferstecher, Pityogenes chalcographus (Coleoptera, Curculionidae).
Diplomarbeit / Masterarbeit - Institut für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz (IFFF), BOKU-Universität für Bodenkultur, pp 51. UB BOKU obvsg FullText

Datenquelle: ZID Abstracts
Abstract:
Der Kupferstecher, Pityogenes chalcographus, ist ein phytophager Borkenkäfer der vor allem von der Fichte abhängig ist. Mitte der 1970er Jahre entdeckte man bei P. chalcographus eine unidirektionale Inkompatibilität: Die Kreuzung von zentraleuropäischen Weibchen mit nordeuropäischen Männchen ergab eine reduzierte Nachkommenschaft. Phylogeographische Untersuchungen mit Hilfe eines mitochondrialen Markers, bestätigten diese Differenzierung, zeigten aber noch ein komplexeres Bild. So wurden insgesamt 58 Haplotypen entdeckt, welche in 6 Kladen untergliedert waren. Haplotypen eines Klades waren am stärksten im dinarischen Raum vertreten, wo auch P. abies ein eiszeitliches Refugium hatte. Die Haplotypen von P. chalcographus kamen auch südlich und nördlich der westlichen österreichischen und der Schweizer Alpen vor, bis in den Norden Deutschlands und dem Süden Griechenlands. In Richtung Zentraleuropa konnte allerdings kein Genfluss festgestellt werden. Da nur wenige Individuen analysiert wurden, sind in dieser Diplomarbeit 66 Individuen aus Kroatien und 47 Individuen aus dem westlichen Teil Zentraleuropas, Dole in Frankreich, anhand von mitochondrialen Sequenzdaten, untersucht worden, um die Haplotypenzusammensetzung dieser Regionen genauer zu erforschen. Ein weiteres Refugium der Fichte war Kostroma, ein Gebiet in der südlichen russischen Ebene nördlich von Moskau. Von dort aus hat P. chalcographus vermutlich den Norden Europas besiedelt. Über die Kolonialisierung Russlands durch den Kupferstecher war bis dato noch nichts bekannt. Da P. abies in der Varietät obovata auch östlich des Urals vorkommt wurden zwei sibirische Populationen mit insgesamt 95 Individuen untersucht, um anhand von mitochondrialen Sequenzdaten, auch Aufschluss über die Besiedelung Russlands zu erhalten. Insgesamt wurden in dieser Arbeit 58 neue Haplotypen entdeckt. Damit ist P. chalcographus mit insgesamt 106 Haplotypen einer der genetisch diversesten Borkenkäferarten. Die Analyse zeigte weiters eine ähnliche Verteilung der Kladen im dinarischen Raum, wie sie bereits in der früheren Untersuchung aufgezeigt wurde. Eine hohe berechnete Diversität der dortigen Populationen, lässt darauf schliessen, dass der Kupferstecher parallel zu P. abies in den Dinarischen Alpen ein eiszeitliches Refugium hatte.

Beurteilende(r): Stauffer Christian
1.Mitwirkender: Bertheau Coralie

© BOKU Wien Impressum