Analyse von Waldbewirtschaftungsstrategien unter Klimaänderungsbedingungen.
Abstract
In intensiv bewirtschafteten Waldökosystemen werden natürliche Störungen und die daraus folgende Ökosystemdynamik weitgehend eliminiert und durch ein planmässiges Bewirtschaftungsregime aus Verjüngungs-, Pflege-, Durchforstungs- und Erntemassnahmen ersetzt. Dass allerdings natürliche Systeme nicht vollständig kontrolliert werden können, wurde periodisch eindrücklich durch schwere Schäden durch e.g. Stürme und Schneebruchereignisse oder demonstriert. In bisherigen Abschätzungen von möglichen naturalen und ökonomischen Konsequenzen einer Klimaänderung für die Waldressourcenbewirtschaftung auf der operationalen Ebene von Forstbetrieben wurden Kalamitätsrisken meist in Form von Ausfalls- oder Überlebenswahrscheinlichkeiten von Beständen berücksichtigt. Die Berücksichtigung von explizit simulierten Störungsereignissen unter transienten Klimaänderungs-szenarien verspricht eine realistischere Abschätzung von möglichen Konsequenzen für die Waldbewirtschaftung. Für die sekundären Fichtenwälder Österreichs stellen u.a. Borkenkäfer eine der wichtigsten Risikofaktoren dar. Unter wärmeren und fallweise trockeneren Klimabedingungen ist zu erwarten, dass sich die Anfälligkeit dieser Wälder für Borkenkäferschäden drastisch erhöhen wird. Adaptives Management durch waldbauliche Massnahmen (e.g., auf Vitalität fokussierte Pflegemassnahmen, Waldumbaumassnahmen in Richtung Laubmischbestände) stellen langfristig die effektivste Strategie zur nachhaltigen Sicherung der Waldfunktionen dar. Diese Massnahmen und Strategien zur Verringerung des Kalamitätsrisikos sind natural und ökonomisch relevante Aktivitäten unter Unsicherheit, die im Falle von Waldumbaumassnahmen auch langfristig das Ertragspotential eines Betriebes verändern können. In dieser Studie werden die möglichen Konsequenzen einer Klimaänderung auf die Funktionalität sowie die Einkommens- und Vermögensentwicklung in der Bewirtschaftung von Nadelwäldern unter expliziter Einbeziehung von biotischen Störungen analysiert. Als Voraussetzung hiezu wurde ein vorhandenes klimasensitives Waldökosystemmodell in Kooperation mit dem Institut für Forstschutz, BOKU um Modellkomponenten erweitert, die biotische Störungen abzubilden imstande sind. Das adaptierte Modell wird für die Simulation von alternativen Waldbewirtschaftungsstrategien eines Beispielsforstbetriebes aus dem Gebiet der sekundären Fichtenwälder unter drei Klimaszenarien (aktuelles Klima, 2 transiente Klimaänderungsszenarien) eingesetzt. Der Planungshorizont beträgt dabei bis zu 100 Jahre. Analysiert wird eine Designmatrix aus alternativen Waldbewirtschaftungsstrategien (inkl. einer „do nothing“ – Variante) und Klimaszenarien. Dabei wird insbesondere auf folgende Fragen eingegangen: (1) Was sind die simulierten naturalen Auswirkungen für alle Alternativen (a) ohne Berücksichtigung von Kalamitäten, (b) mit Berücksichtigung von Kalamitäten? (2) Welche Einkommens- und Vermögenswirkung haben Kalamitäten für die analysierten Alternativen? (betriebsspezifische Sichtweise) (3) Wie unterscheiden sich die Alternativen in bezug auf eine auf den Kriterien für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung der MCPFE basierende Bewertung? (verallgemeinerte Sichtweise) Das Projekt soll wesentliche methodische Fortschritte im Bereich der angewandten Klimafolgenforschung sowie Empfehlungen für die Bewirtschaftung von Nadelwäldern liefern.
- Ökosystemsimulation
- Picea abies
- Mehrzweckwaldwirtschaft
- Ökonomische Bewertung
- Klimaänderung
Publikationen
Assessing trade-offs between carbon sequestration and timber production within a framework of multi-purpose forestry in Austria
Autoren: Seidl, R., Rammer, W., Jäger, D., Currie, W., Lexer, M.J. Jahr: 2007
Originalbeitrag in Fachzeitschrift
Mitarbeiter*innen
Manfred Josef Lexer
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Manfred Josef Lexer
mj.lexer@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-91316
Projektleiter*in
01.10.2005 - 31.03.2007
Rupert Seidl
Dipl.-Ing. Dr. Rupert Seidl
rupert.seidl@boku.ac.at
Projektmitarbeiter*in
01.10.2005 - 31.03.2007