Konfliktmanagement bei Milchkühen: Eine Analyse des sozialen Leckens im Hinblick auf soziale Funktion, emotionalen Status und physiologische Auswirkungen
- Boden und Landökosysteme
- Forschungscluster "Nachhaltigkeit"
Abstract
Neben vielen Vorteilen birgt Leben in Gruppen auch unvermeidbare Nachteile in sich. Interessenskonflikte und verstärkter Wettkampf können zu ernsthaften Auseinandersetzungen eskalieren. Damit die Kosten den Nutzen nicht übersteigen, sollten zumindest Arten, die in stabilen, individualisierten Gemeinschaften leben, „Konfliktbewältigungsstrategien“ entwickelt haben. Die Sozialstruktur von Rindern weist viele Kriterien auf, von denen angenommen wird, dass sie sozio-positives Verhalten im Sinne einer Bewältigungsstrategie fördern. In der heute üblichen Haltung sind die Tiere mit Wettkampf um Futter, eingeschränktem Platzangebot und künstlich zusammengesetzten und instabilen Gruppen konfrontiert, so dass Strategien benötigt werden, die unter diesen Bedingungen aufkommende Spannung zu lösen. Gegenseitige Körperpflege und anderes sozio-positives Verhalten spielen dabei eine möglicherweise entscheidende Rolle bei Konfliktbewältigung und Gruppenkoordination, insbesondere in sozial angespannten Situationen. Bisherige Studien zu Verhaltensreaktionen in Stresssituationen versäumten meist, Veränderungen im sozio-positiven Verhalten zu untersuchen, obwohl diese substantiell sein könnten, um sowohl Gruppendynamik, als auch das Auftreten agonistischer Interaktionen zu verstehen. Das Verhältnis von Stress, Aggression und sozio-positivem Verhalten könnte grundlegende Mechanismen der Gruppenkoordination offenbaren und so Umstände definieren helfen, unter denen die Tiere Stress bestmöglich bewältigen können. Das Projekt soll die Funktion sozio-positiven Verhaltens in einer großen Milchviehherde unter Berücksichtigung sozio-ökologischer Modelle untersuchen. Die Relation affiliativer und agonistischer Verhaltensweisen wird auf individuellem Level untersucht und dabei die Beziehungsstruktur der Herde unter Verwendung einer Netzwerk-Analyse berücksichtigt. Um Effekte erhöhter sozialer Spannung auf das Sozialverhalten zu untersuchen, werden als experimentelle Stressoren Umgruppierung und eingeschränkter Zugang zu Futter genutzt. Zusätzlich werden physiologische Effekte durch Herzschlag-Variabilitäts-Messungen erhoben, die Aussagen über den emotionalen Zustand des Tieres zulassen. Zusammengenommen eröffnet dies die Möglichkeit, Unterschiede im Sozialverhalten in Bezug auf Motivation, Funktion und physiologische Effekte zu erklären, und kann umfassende Einsicht schaffen in Gruppen koordinierende Mechanismen. Die Ergebnisse können im Bereich der “animal welfare”-Forschung Möglichkeiten für die Erfassung des emotionalen Status bei Nutztieren aufzeigen.
Mitarbeiter*Innen
Christoph Winckler
Univ.Prof. Dr.med.vet Christoph Winckler
christoph.winckler@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-93221
Projektleiter*in
01.01.2010 - 30.06.2012
BOKU Partner
Externe Partner
Institute of Animal Science, Department of Ethology
Marek Spinka
Partner