AlsoGrün - Alles Rot / Sofort Grün an signalgeregelten Schutzwegen – Pilotprojekt
Abstract
Signalgeregelte Schutzwege mit Anmeldetableaus für Fußgänger (sog. Druckknopfampeln) stellen auf freier Strecke eine wertvolle und bei Beachtung der Signale sichere Querungshilfe dar, insbesondere für Kinder oder Senioren. Im Standardfall zeigen solche Anlagen Dauergrün für den Fahrzeug-Längsverkehr als Grundstellung. Die Wartezeit nach einer Grün-Anforderung für FußgängerInnen beträgt zumindest 8 s, oft aber erheblich länger. Häufig werden sie daher zu Rotlichtmissachtungen verleitet, und ebenso FahrzeuglenkerInnen, da die Akzeptanz der Anhaltepflicht vor dem leeren Schutzweg sinkt. Ein Probebetrieb mit der Grundstellung Dauergrün für den Fußverkehr wurde aufgrund der geringen Akzeptanz von LenkerInnen eingestellt. Dunkelanlagen (Grundstellung dunkel, Signalbetrieb nur bei Fußgänger-anforderung) oder unvollständige Signalanlagen (ohne Grünlicht für Fahrzeuge) würden die Wartezeit für Fußgänger etwas verkürzen. Sie bringen jedoch Probleme mit sich, z.B. schlechte Verständlichkeit, und sind auch in Fachkreisen recht umstritten. Eine mögliche Lösung der o.a. Probleme verspricht eine Signalregelung mit der Grundstellung "Alles-Rot-Sofort-Grün". Eine solche Steuerung lässt aus mehreren Gründen erhebliche Vorteile erwarten: Bei wenig Fahrzeugverkehr: 1) FußgängerInnen erhalten SOFORT nach Anmeldung GRÜN; der Grund für das Nicht-Benutzen der Anlage bzw. Rotlichtmissachtungen entfällt. 2) FahrzeuglenkerInnen fahren auf Rot zu. Vorgelagerte Sensorik sorgt für zeitgerechtes Grünlicht, jedoch nur, wenn sie das Tempolimit beachten. Bei zunehmendem Fuß- UND Fahrzeugverkehr: 3) Erst hier entstehen Wartezeiten. Bei sehr starkem Verkehrsaufkommen nähert sich der Phasenablauf einer Fixzeitsteuerung. Dann ist jedoch für alle VerkehrsteilnehmerInnen der Bedarf der jeweils anderen deutlich erkennbar. Allgemein darf also mit erhöhter Akzeptanz bzw. weniger Missachtung der Signalregelung und mit weniger Geschwindigkeitsübertretungen und somit erhöhter Verkehrssicherheit gerechnet werden. Im Zuge des Projekts wurde, erstmals in Österreich, eine solche Anlage implementiert und in einem Feldtest unter realen Bedingungen evaluiert. Die Beurteilung der Alles-Rot/Sofort-Grün-Schaltung für die Pilotanlage auf dem Lendkai in Graz fällt insgesamt deutlich positiv aus: Im Wesentlichen zeigte sich dabei, dass durch die ARSG-Schaltung gegenüber vorher vor allem die objektiv gemessenen Wartezeiten für FußgängerInnen erheblich reduziert sind, was von diesen auch subjektiv als sehr positiv wahrgenommen wird. Die Kfz-Geschwindigkeiten im Annäherungsbereich zur DKA wurden geringer und im Tagesverlauf gleichmäßiger. Ebenso ist der Anteil der Überschreiter des Tempolimits zurückgegangen. Einen potenziellen Nachteil der Schaltung stellen jedoch die Rotlichtmissachtungen dar, die sowohl beim Fuß- und Radverkehr als auch beim Kfz-Verkehr zugenommen haben. Zudem ist wegen der für die BenutzerInnen oft ungewohnten und rasch ablaufenden Signalfolgen mit einer entsprechenden Eingewöhnungs¬zeit zu rechnen. Bei den AutofahrerInnen ist weder besondere Zustimmung noch Ablehnung der ARSG-Schaltung zu erkennen, von den FußgängerInnen wird sie hingegen gut akzeptiert. Die bisherigen Erfahrungen der Stadt Graz mit dem praktischen Betrieb der Anlage sind ebenfalls durchwegs gut. Die Anlage mit Alles-Rot/Sofort-Grün-Schaltung läuft seit ihrer Inbetreibnahme im März 2016 unverändert.
Publikationen
AlsoGrün – Alles Rot / Sofort Grün an signalgeregelten Schutzwegen – Pilotprojekt. Zwischenbericht zum Forschungsprojekt,
Autoren: BERGER W. J., RIEGLER S., ALEKSA M., SALEH P., SÜTZ R., HUBER G., SIMETSBERGER F., CAGRAN B., ORTNER W. Jahr: 2015
Projektbericht
AlsoGrün – Alles Rot / Sofort Grün an signalgeregelten Schutzwegen – Pilotprojekt. Endbericht zum Forschungsprojekt im Rahmen der 4. VSF-Ausschreibung, Band 063, Wien
Autoren: Berger, W. J.; Riegler, S.; Aleksa, M.; Saleh, P.; Stütz, R.; Huber, G.; Simetsberger, F.; Cagran, B.; Ortner, W. Jahr: 2017
Projektbericht
Mitarbeiter*innen
Wolfgang Josef Berger
Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Wolfgang Josef Berger
wolfgang.j.berger@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-85616
Projektleiter*in
01.01.2015 - 30.09.2017
Regine Gerike
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.Ing. Regine Gerike
regine.gerike@boku.ac.at
Projektleiter*in
30.01.2015 - 04.09.2015
BOKU Partner
Externe Partner
Austrian Institute of Technology_x000D_ GmbH, Innovation Systems Department
keiner
Partner
IBV Fallast – Ingenieurbüro für Verkehrsplanung und Umweltplanung
keiner
Partner