Die Auswirkungen von Industrialisierung und Urbanisierung auf Donaufischfauna, Fischerei und Fischkonsum im Wien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts
Abstract
Die Fischfauna der Wiener Donau ändert sich aufgrund historischer Klimaschwankungen, Flussnutzung und Fischerei seit Jahrhunderten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erreichte dieser Wandel zuvor nicht gekannte Ausmaße. Auslöser dieses Prozesses waren die Industrialisierung und das Heranwachsen Wiens zu einer europäischen Metropole. Diese Faktoren ermöglichten und erforderten gleichzeitig die systematische Regulierung des Flusses, die in Wien ab 1870 in Angriff genommen wurde. Der Ausbau der Donau zur Schifffahrtsstraße und später zum Stromproduzenten sowie die hochwassersichere Besiedlung der Flussauen resultierten in einer grundlegenden Änderung der Fischlebensräume und reduzierten deren Bestände. Technische Fortschritte in der Fischzucht und die Einfuhr von rasch wachsenden neuen Arten sollten diese Verluste kompensieren. Das war zwar nur bedingt möglich, verstärkte aber das Ausmaß des Wandels der Donaufische. Die Donau und ihre Zuflüsse versorgten Wien seit Jahrhunderten mit Fischen. Mit steigender Bevölkerung kamen die Fische aus immer größerer Entfernung. In den 1880er-Jahren konnte auch der Handel mit nieder- und oberösterreichischen, burgenländischen, böhmischen und ungarischen Fischern und Karpfenzüchtern den Bedarf nicht mehr decken. Neue Bahnverbindungen erschlossen der Stadt frische Speisefische vor allem aus der Nordsee. Die Zusammenhänge zwischen der Entwicklung einzelner Fischarten, Flussbaumaßnahmen, fischereiwirtschaftlichen Praktiken, der Erweiterung technologischer und wissenschaftlicher Kenntnisse im Bereich der Fischbiologie und der Industrialisierung bzw. Urbanisierung von Wien sind bis dato kaum untersucht. Ziel dieses Projektes ist es, die Entwicklung der Wiener Donaufischfauna zwischen der ersten systematischen Flussregulierung 1870 – 1875 und den 1920er Jahren vor dem Hintergrund der Regulierung des Flusses, neuer fischereilicher Praktiken und der Bedeutung der Donaufischfauna als lokal verfügbare Nahrungsressource zu untersuchen.
Schlagworte Wiener Donau historische Fischfauna Fischversorgung Fischerei
Publikationen
Mitarbeiter*innen
Gertrud Haidvogl
Priv.-Doz. Mag. Dr.phil. Gertrud Haidvogl
gertrud.haidvogl@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-81204
Projektleiter*in
01.10.2015 - 31.03.2016