Marshall Plan Workshop
Abstract
Die aktive Beteiligung der Vereinigten Staaten am Zweiten Weltkrieg führte zu einem beträchtlichen Wirtschaftswachstum. 1945 verfügten die USA über die Hälfte der weltweiten Produktionskapazitäten Der Wirtschaftsboom kam, wie zu erwarten war, am Ende des Krieges plötzlich zum Erliegen. US-amerikanische Ökonomen und Politiker versuchten eine Rezession zu verhindern, indem sie die heimische Produktion ankurbelten und ehemalige Märkte wiederaufbauten. Teil der Lösung war das European Recovery Program (ERP), das allgemein auch als Marshall-Plan bekannt ist. Um die europäischen Volkswirtschaften zu stabilisieren sowie die Ausbreitung kommunistischer und nationalistischer Kräfte zu verhindern, aber auch um neue Märkte zu erschließen war dieses Programm zwingend erforderlich. Das ERP konzentrierte sich auf Importe strategischer Güter und Maschinen zur Wiederherstellung der Wirtschaftsaktivitäten. Dies würde die Erholung der Devisenbestände in europäischen Ländern beschleunigen. Der Tourismus wurde auch von ERP-Experten ins Visier genommen. Diese sahen Investitionen in touristische Infrastruktur als eine schnelle und einfache Möglichkeit, um Devisen einzunehmen. Zusätzlich zu finanzieller Unterstützung, hauptsächlich in Form von Darlehen, organisierte man Wissens- und Technologietransfers, um die Tourismusindustrie nach US-Standards zu rationalisieren. Trotz der Bedeutung des ERP für den Wiederaufbau und die Transformation der gesamten Branche wurden die positiven und negativen langfristigen Auswirkungen des Programms auf die betroffenen Regionen nicht im Detail untersucht. Mit der großzügigen Unterstützung der Austrian Marshall Plan Fundation laden wir Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen wie Tourismus-, Regional- und Umwelt-, Wirtschafts-, Politik- und Sozialgeschichte, Technikgeschichte sowie aus Geographie und anderen Bereichen ein, um die Rolle des Marshall-Plans für die Tourismusentwicklung zu diskutieren. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums des Marshall-Plans im Jahr 2018, wird in Salzburg ein Kolloquium stattfinden, um den neuesten Stand der Marshall Plan Forschung zu diskutieren. Wir laden ForscherInnen ein, deren Arbeit über die klassischen Erzählungen des Marshall Plans als Ausdruck des amerikanischen Altruismus oder Werkzeug des kapitalistischen Imperialismus hinausgehen. Wir animieren Wissenschaftler, das ERP als einen Rahmen für prozessuale und praktische Begegnungen von Akteuren zu konzipieren, die an der Transformation von Tourismusregionen beteiligt waren. Dabei stehen folgenden Fragen im Vordergrund. Die Einreichung beschränkt sich jedoch nicht auf diese Themen. (a) Welche ökologischen und/oder sozioökonomischen Langzeitfolgen hat die Umsetzung von Förderprogrammen sowie die zunehmende Kapitalisierung des Tourismus und seiner Infrastrukturen in einer bestimmten Region? (b) Welche Auswirkungen hat die Schaffung neuer Allianzen zwischen der Tourismusindustrie und anderen Industriezweigen, aber auch mit dem öffentlichen Sektor (z. B. Straßenbau) in einer bestimmten Region gezeigt? Welche Rolle hat das ERP für die Entstehung spezifischer industrieller Cluster gespielt und wie haben diese Cluster die regionale Entwicklung langfristig geprägt? (c) Auf welche Weise haben transnationale Technologie- oder Wissenstransfers die Tourismusbildung und/oder regionale Entwicklungspfade verändert? Was sind die Lernergebnisse des historischen ERP für den heutigen Diskurs zur Tourismusentwicklung, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeitsthemen?
Publikationen
Mitarbeiter*innen
Verena Winiwarter
Univ.Prof. Ing. Dr.phil. Dr.h.c. Verena Winiwarter
verena.winiwarter@boku.ac.at
BOKU Projektleiter*in
01.01.2018 - 31.05.2018
Robert Groß
Mag. Dr.phil. Robert Groß
robert.gross@boku.ac.at
Projektmitarbeiter*in
01.01.2018 - 31.05.2018