Dichteabhängige Raumnutzung beim Rehwild
Abstract
Die bisherigen Befunde zum Rehprojekt in Greith lassen den Schluss zu, dass interindividuelle Unterschiede in der Raumnutzung eine große Rolle spielen. Einige Böcke und Geißen tolerierten ihre Nachbarn in den nun zum Teil gemeinsamen Revierabschnitten, andere vermieden ihre gleichgeschlechtlichen Artgenossen unabhängig von der Dichte. Rehe in Greith kamen aufgrund der unlimitierten Ressourcen auch mit kleineren Territorien offensichtlich sehr gut zurecht. Eine weitere Erhöhung der Dichte sollte aufgrund der dann zu erwarteten höheren Gefahr der Übertragung von Krankheiten vermieden werden. Wir gehen davon aus, dass die Reviergrößen nicht noch weiter nach unten gehen, sondern dass die Überlappungen zunehmen, in dem jene Individuen bevorteilt werden, die ihre Ressourcen nicht primär zur Verteidigung der Territorien einsetzen, sondern in die Anwerbung von Paarungspartnern und die Fortpflanzung stecken. Jüngere Böcke zeigen sich in Bezug auf ihre Raumnutzung flexibler, eventuell, weil sie müssen (alte Böcke verteidigen ihre Territorien) oder weil sie bereits auf die kostenintensive Verteidigung eines Reviers verzichten. Für die Zukunft stellen wir daher folgende Hypothesen auf: - Bei weiterhin hoher Dichte und unlimitierten Nahrungsressourcen bleiben die Territorien klein und Überlappungen nehmen zu. - In weiterer Folge werden Streifgebiete nur noch im Winter (um die Fütterungen) und bei Geißen im Frühsommer (wenn Kitze geboren werden) feststellbar sein. - Langfristig werden die Rehe im Forschungsgatter Greith ihre Territorialität zugunsten eines ressourceneffizienteren Raumnutzungsverhalten aufgeben und ihre Streifgebiete flexibel im Lebensraum und über die Jahreszeiten gestalten.
Reh Raumnutzung Telemetrie Intraspezifische Konkurrenz Territorialität
Publikationen
Mitarbeiter*innen
Klaus Hackländer
Univ.Prof. Dipl.-Biol. Dr.rer.nat. Klaus Hackländer
klaus.hacklaender@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-83211
Projektleiter*in
01.10.2022 - 30.09.2032