Einfluss von Wildverbiss auf die Waldverjüngung bei der Sanierung von sekundären Fichtenwald-Ökosystemen (Kobernausserwald und Wilhelmsburg)
Abstract
Das Ziel des Projektes liegt in der Erweiterung der bestehenden Wissensbasis bezüglich des Verbißeinflusses auf Waldverjüngungen. Es unternimmt den Versuch, die Wechselwirkungen zwischen Wildverbiß und Entwicklung der Waldvegetation in Abhängigkeit von unterschiedlichen verjüngungsökologischen Ausgangslagen experimentell zu erfassen, wobei die speziellen Bedingungen der Waldökosystemsanierung (Umwandlung von sekundären Fichtenwaldökosystemen) besondere Berücksichtigung finden. Das Projekt wurde im Rahmen des Spezialforschungsbereiches ¿Waldökosystemsanierung¿ begonnen und im Jahr 1998 wurden die Untersuchungsflächen im Kobernausserwald (OÖ) und in Wilhelmsburg (NÖ) in enger Kooperation mit den jeweiligen Forstbetrieben errichtet (Lichtung der Altbestände entsprechend der Anforderungen des Experiments). Es wurden je Untersuchungsgebiet fünf Zaunpaare in unterschiedlicher Größe errichtet (von 5*5 bis 50*50m) und jeweils 200 Stichprobenpunkte fix markiert und lagemäßig eingemessen. Bis jetzt wurden bei den jährlichen Aufnahmen von den Zielbaumarten Fichte, Buche und Tanne rund 3000 Individuen markiert. Dabei handelt es sich sowohl um künstlich als auch um natürlich verjüngte Bäumchen. Neben der detaillierten Erhebung der Jungwuchspflanzen werden auch Standortfaktoren, Bodenvegetation sowie die Situation des Altbestands genau erfaßt. Die Erweiterung der Jungwuchserhebung um ihre ¿Begleitflora¿ unterstützt eine vollständige Erfassung des synökologischen Einflusses des Standortfaktors Wild und erlaubt die Beantwortung der folgenden Fragestellungen: - Einfluß von Verbiß auf die Wuchsdynamik und Mortalität von Fichte, Tanne und Buche (Zielbaumarten im Experiment) - Einfluß von Schalenwild auf die Dominanz von Konkurrenzvegetation - Einfluß des Altbestandes auf die Verjüngungsdichte, Diversität und Mortalität bei Waldverjüngungen - Verbißeinfluß auf die Wachstumskonkurrenz zwischen den einzelnen Baumarten und zwischen Jungwuchs und Konkurrenzvegetation Die Grenzwerte ab denen Schalenwildverbiß als prioritärer Hemmfaktor gesehen wird bzw. aus Gründen des angestrebten Zieles nicht mehr tolerierbar ist, sind derzeit nur in Einzelfällen genau definiert. Um wissenschaftlich fundierte und objektiv nachvollziehbare Grenzwerte zu bekommen, sind Langzeitbeobachtungen in den verschiedenen Hauptwuchsgebieten bzw. Waldgesellschaften notwendig. Bei Diskussionen zum Thema ¿Wald und Wild¿ wurden in der Vergangenheit ausschließlich die negativen Wirkungen des Wildes herausgearbeitet. Über mögliche ¿positive¿ Funktionen des Schalenwildes im Ökosystem Wald (z.B. Samenverbreitung und Eintreten von Pflanzensamen in den Boden, Veränderung der Konkurrenzsituation der Pflanzen durch selektiven Verbiß bzw. Verbeissen der Konkurrenzvegetation von ¿Zielbaumarten¿, Veränderung der Keimungsbedingungen durch Kotproduktion und Nährstoffumverteilung) liegen bisher nur wenige konkrete Untersuchungsergebnisse vor. Dies Frage kann im gegenständlichen Experiment zusätzlich zu den oben genannten Fragestellungen untersucht werden. Für eine Übersicht dieser Zusammenhänge in verschiedenen für Österreich relevanten Waldgesellschaften fehlen die nötigen Grundlagen. Es besteht dringender Forschungsbedarf.
Schlagworte Verbißeinfluß Waldsanierung Waldverjüngung Reh
Publikationen
Mitarbeiter*innen
Hubert Sterba
Em.O.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Hubert Sterba
hubert.sterba@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-91416
Projektleiter*in
20.05.2001 - 31.01.2003
BOKU Partner
Externe Partner
VetMed, Institut für Wildtierbiologie
keiner
Koordinator