Radioökologie im Modellgebiet Naßfeld Alm: Wechselwirkungen zwischen Radionuklidmobilität, mikrobieller Biomasse, Hydrosphäre und schmelzenden Gletschern
Abstract
Die Mobilität von Radionukliden ist ein wesentlicher Einflußfaktor auf die Höhe der Konzentration in der Vegetation und letztendlich in allen Gliedern der Nahrungskette. Im Gasteinertal gibt es eine auffällige Korrelation zwischen hohen Transferfaktoren und relativ hoher Cs-Konzentration im Wasser der Gasteiner Ache. Neben diesen Faktoren scheint der Einfluß der mikrobiellen Biomasse auf die Verfügbarkeit und den Transfer von Radionukliden in die Pflanze von erheblicher Bedeutung zu sein. Bodenmikroorganismen (bes. Pilze und Bakterien) nehmen in der Mobilisierung und Speicherung von Nährelementen eine Schlüsselrolle ein, indem sie anfallende organische Substanzen am und im Boden abbauen, umsetzen und die freigesetzten Nährstoffe zum Aufbau eigener Biomasse nutzen bzw. für Pflanzenwurzeln verfügbar machen. Im Gasteinertal wurden in den vergangenen Jahren bereits mehrere Forschungsprojekte durchgeführt, die sich jeweils unterschiedlichen radioökologischen Fragestellungen widmeten. Am Anfang dieser Untersuchungen stand die quantitative Erfassung der Bodendeposition, die zunächst einmal relativ grob durchgeführt wurde um einen guten Überblick über die Gesamtsituation zu erzielen. Die ersten Untersuchungen in dieser Richtung gehen bereits auf das Jahr 1993 zurück. In weiterer Folge wurde der Zusammenhang zwischen Radionuklidtransfer in die Nahrungskette und Höhenlage der Almen in einem größeren Projekt im Rahmen der Bund-Bundesländer Kooperation näher untersucht (Projekt Radalp-1: 1999, 2000). Gegenstand der Forschungsarbeiten des bisher letzten Projektes in diesem Gebiet war das Mobilitätsverhalten von 137Cs im aquatischen System und der Einfluß der mikrobiellen Biomasse auf die Mobilität dieses Radionuklids (RADALP-2, 2000, 2001). Ein wichtiger Aspekt dieser Arbeiten war die mögliche Freisetzung von 137Cs, das auf dem Schlapperebenkees durch Bomben- und Tschernobylfallout abgelagert wurde. Durch das zunehmende Abschmelzen der Gletscher wird 137Cs potentiell freigesetzt und über das Schmelzwasser abtransportiert. Das vorliegende Projekt schließt nahtlos an die vorangegangenen Projekte an mit der Zielsetzung, die offen gebliebenen Wissenslücken weitestgehend zu schließen. Ein ganz wesentlicher Aspekt von allgemeiner Bedeutung ist der Einfluß eines Gletschers, in diesem Falle des Schapperebenkees auf die radioökologische Gesamtsituation im Naßfeld, dessen Hydrologie durch das Schmelzwasser dieses Gletschers wesentlich beeinflußt ist. Aus diesen Überlegungen bzw. offenen Fragen ergeben sich für das vorliegende Projekt folgende Zielsetzungen: - Bestimmung des Radionuklid-Inventars auf dem Schlapperebenkees - Quantifizierung des korngrößenabhängigen Schadstofftransportpotentials - Wasserchemie und Zusammenhang mit erhöhter Radionuklidführung und Transfer - Quantifizierung des Einflusses der mikrobiellen Biomasse auf den erhöhten Transfer
Radioökologie Cäsium Mikrobielle Biomasse Alpine Ökosysteme 137Cs Boden-Pflanze Transfer
Publikationen
Radiocesium storage in soil microbial biomass of undisturbed alpine meadow soils and its relation to 137Cs soil-plant transfer.
Autoren: Stemmer, M; Hromatka, A; Lettner, H; Strebl, F; Jahr: 2005
Originalbeitrag in Fachzeitschrift
Mitarbeiter*innen
Martin Gerzabek
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Dr.h.c.mult. Martin Gerzabek
martin.gerzabek@boku.ac.at
Tel: +43 1 47654-91112
Projektmitarbeiter*in
01.06.2002 - 31.03.2004
BOKU Partner
Externe Partner
Geologische Bundesanstalt Wien
keiner
Partner
Forschungszentrum Seibersdorf GesmbH
Dr. Franzjosef Maringer
Partner
Umweltbundesamt
keiner
Partner
Universität Salzburg, Institut für Physik und Biophysik
Dr. Herbert Lettner
Koordinator