Koordination Restaurations- und Flussmanagementsprojekte Lobau und Wienfluss
Abstract
Ökologisches Hauptziel von Flussrestaurierungsprojekten ist die Verbesserung der natürlichen Funktionsfähigkeit von Flusslandschaften. Die resultierende räumliche und zeitliche Heterogenität ist die Grundlage der hohen Habitatvielfalt und Biodiversität von Fluss-Au-Systemen. Im Raum Wien werden u.a. am Wienfluss und in der Lobau Projekte zur Verbesserung der lateralen Vernetzung von Fließgewässern durchgeführt. Die Abtrennung der Lobau von der Donau im Zuge der Donauregulierung 1875 sowie nachfolgende menschliche Eingriffe und Nutzungen veränderten die Rahmenbedingungen für die natürliche Entwicklung dieses Gebietes nachhaltig und führten in Folge zu sinkenden Grundwasserständen, einer verstärkten Verlandung der Gewässerbereiche sowie großflächigen Verlusten an auentypischen Landschaftselementen. Zur Verbesserung der ökologischen Funktionsfähigkeit wurde, unter Berücksichtigung vorhandener Nutzungen (u.a. Hochwasserschutz, Trinkwasserentnahmen, Erholungsgebiet) für den Bereich der Oberen Lobau ein konservierender Ansatz in Form einer gesteuerten Anbindung an den Hauptstrom (Dotation) vorgeschlagen. Das Projektgebiet erstreckt sich im vorliegenden Projekt vom Oberen Mühlwasser (Überleitungsstelle Hebergraben) bis zur Traverse Uferhaus im Großenzersdorfer Arm. Ökologische Ziele des vorliegenden Projektes „Dotation Lobau“ sind eine über das gesamte Gebiet reichende Verbesserung der Grund- und Oberflächenwasserversorgung sowie die Sicherung einer dem Landschaftstyp entsprechenden biologischen Vielfalt an Gewässern und Feuchtlebensräumen. Neben einer Stabilisierung bzw. Verbesserung der Nährstoffsituation in den Freiwasserbereichen steht die Erhaltung einer vielfältigen auentypischen Floren- und Faunengesellschaft im Vordergrund. Zur Überprüfung der Wirkung der Dotation auf das limnologische Regime der einzelnen Gewässerabschnitte sowie zur Feststellung von geänderten Entwicklungstendenzen in Bezug auf Lebensraum und Lebensgemeinschaften wird ein begleitendes ökologisches Beweissicherungsprogramm durchgeführt. Durch den Rückbau und die Wiedervernetzung mit dem Wienfluss, haben auch die Retentionsbecken am Auhof viele ihrer natürlichen Aufgaben wiederbekommen. Die Retentionsbecken des Wienflusses bei Auhof erfüllen neben ihrer Aufgabe im Bereich des Hochwasserschutzes auch eine wichtige ökologische Funktion für den Rückhalt und Umbau von gelösten und partikulären Stoffen. Durch die intensive laterale und vertikale Vernetzung des Gewässers mit den angrenzenden Ökosystemen (Grundwasser, terrestrische Überströmungsflächen) und die Reduktion der Strömungsgeschwindigkeit innerhalb der Becken wird der Stoffumsatz (Umbau und Abbau) gefördert. Die ökologische Nachhaltigkeit dieser Umgestaltung, hängt langfristig von der hydrologischen Dynamik ab. Nur wenn der Fluss zumindest teilweise seine ursprüngliche Kraft Landschaft gestaltend einsetzen kann, werden immer wieder neue Sukzessionen in Gang gesetzt, die in diesen Flussabschnitten die Basis für eine nachhaltige Entwicklung darstellen und in europäischem Kontext zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen zählen. Seit 1999 wird ein Monitoring-Programm durchgeführt, das neben der hydrochemischen Charakterisierung der untersuchten Gewässerabschnitte im Wienfluss, im Mauerbach und in den Retentionsbecken, auch Experimente zu Nährstoffrückhalt und –bilanzierung beinhaltet. Anhand biogeochemischer Abläufe kann der Erfolg der Restrukturierungsmaßnahmen für die ökologische Funktionsfähigkeit dieses Abschnittes belegt werden und damit ein weiterer Schritt für eine Wiederbelebung des gesamten Wienflusses im städtischen Bereich gesetzt werden.
Auenrevitalisierung Donau Biogeochemische Prozesse Wassermanagement Nährstoffdynamik urbane Gewässer
Publikationen
Mitarbeiter*innen
Thomas Hein
Univ.Prof. Dr. Thomas Hein
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Tel: +43 1 47654-81201, 81229
Projektleiter*in
04.07.2005 - 30.06.2006