Kupferfraßschäden an illuminierten Handschriften und Karten: Evaluierung von präventiven und aktiven Konservierungsmethoden
Abstract
Grünspan (Kupferacetat) war bis in das 19. Jh. ein weiterverbreitetes und aufgrund seiner günstigen Herstellung beliebtes Grünpigment. Grünspan wurde vielfach auf den Trägermaterialien Pergament und Papier verwendet. In illuminierten Handschriften des 16. Jh. (z.B. Maximiliana) und Handkolorierungen in Inkunabeln und frühen Druckschriften verwendete man als Grünpigment häufig Grünspan. Zur Kolorierung von Karten, Erd- und Himmelsatlanten war Grünspan bis in das 19.Jh das dominierende Grünpigment. Zu den ältesten und bedeutendsten Objekten der Österreichischen Nationalbibliothek, bei denen Grünspan eingesetzt wurde, zählt die Tabula Peutingerina, die Kopie einer antiken Straßenkarte aus dem 12. Jahrhundert. Grünspan kann auf Papier zu einer starken Schädigung des Trägermaterials führen. Kupferionen katalysieren den Abbau von Papier. Dieses Phänomen wird als "Kupferfraß" bezeichnet. Durch die katalytische Wirkung der Kupferionen wird Papier abgebaut, was zu einer stark verminderten mechanischen Festigkeit führt. Die mit Kupfergrün durchtränkten Papierteile brechen schon bei geringer Belastung wie z.B. dem Umblättern von Seiten in einem Buch. Kupferfraßschäden sind damit eine in Bibliotheken mit historischen Beständen weit verbreitete Gefahr. Für die konservatorische Entscheidungsfindung bei Kupferfraßschäden fehlt es an weiterführenden naturwissenschaftlichen Grundlagen. Zentrale Forschungsfragen befassen sich mit folgenden Aspekten a) Welche Präventivmaßnahmen können für die Aufbewahrung von durch Kupferfraß geschädigten Objekten auf Papier empfohlen werden? b) Welchen Langzeiteffekt hat das Einbringen von Gelatinelösungen auf kupferfraßgeschädigte Papiere? c) Welchen Langzeiteffekt haben nicht wässrige und wässrige Entsäuerungsmethoden mit Calcium- und Magnesiumionen auf kupferfraßgeschädigte Papiere? Kann das Einbringen von Magnesiumionen die durch Kupferionen induzierte Oxidation verlangsamen, und wenn ja, auf welchem Mechanismus beruht diese Inhibierung? Welchen Einfluss hat Wasser auf das Reaktionssystem Cellulose - Kupferionen? d) Können Komplexbildner wie Calciumphytat oder Antioxidantien, die auch als Desinfektionsmittel eingesetzt werden, die katalytische Wirkung der Kupferionen in Papier stoppen oder stark verlangsamen? Das Projekt soll RestauratorInnen Entscheidungshilfen bei der Konservierung von Kupferfraßschäden auf Papier und Pergament liefern. Die Ergebnisse sollen helfen, die Risiken von Nichteingreifen, Präventivmaßnahmen und Behandlungen abzuschätzen und zu evaluieren.
Kupferfrass Cellulose Papier Alterung Chromatografie
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Univ.Prof. Dipl.-Chem. Dr.rer.nat. Antje Potthast
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