Inter-Dat - Verfügbarkeit von Verkehrsdaten von öffentlichem und gewerblichem Interesse
Abstract
Verkehrsdaten dienen als Grundlage für Entscheidungen der Verkehrsplanung und Verkehrspolitik sowie als Basis für Forschung und Entwicklung im Verkehrswesen. Deshalb ist die Bereitstellung von qualitativ hochwertigen und aktuellen Daten ein besonderes Anliegen. Ein Kernbereich der vorliegenden Arbeit stellt eine Expertenbefragung von 36 öffentlichen Institutionen und privaten Unternehmen in Österreich dar, die sowohl verkehrsrelevante Daten erheben als auch verarbeiten. Die Ergebnisse zeigen, dass verkehrsrelevante Daten in vielen Bereichen nur für individuelle Projekte erhoben und verwendet werden, ihre Existenz anderen Institutionen oft nicht bekannt ist und die Ergebnisse oder Rohdaten nur teilweise öffentlich zugänglich sind. Eine Vielzahl dieser Daten wird nicht nach einem einheitlichen standardisierten Schema erhoben, dokumentiert und nicht zentral archiviert. Dies bewirkt eine sehr ineffiziente Datenverwendung. Verkehrsrelevante Positionsdaten, die beispielsweise im Zuge des Mautsystems auf dem hochrangigen Straßennetz in Österreich erhoben werden oder Daten, die durch GPS-Systeme oder durch die Ortung von Mobiltelefonen erfasst werden, sind derzeit aus Datenschutzgründen für Dritte nicht verfügbar, obwohl sie für Planungsfragen und Verkehrsmanagementsysteme von großer Wichtigkeit sind. Die erhobenen verkehrsrelevanten Daten werden vorwiegend für Infrastrukturplanungen oder spezielle Studien verwendet. Die benötigten Daten werden meist direkt von jener Organisation bezogen, die diese Daten erhebt. Mit der derzeitigen Datenqualität ist ein Großteil der befragten Experten zufrieden, wenn auch eine Reihe von Qualitätsverbesserungen wünschenswert sind. Hier ist vor allem das Fehlen von aktuellen Verkehrsverhaltenserhebungen mit Quell-Zielinformationen für die Planung und Entscheidungsaufbereitung von Verkehrsinfrastrukturprojekten hervorzuheben. Die Datenweitergabe von Verkehrsdaten erfolgt sehr oft durch persönliche Kontakte, da es in Österreich über den Rahmen der amtlichen Statistik hinaus keine offizielle Dateninformations- und Archivierungsstelle gib. Aus der Analyse des Datenangebots und der Datennachfrage im Verkehrsbereich wurden Empfehlungen abgeleitet, die einen dringenden Handlungsbedarf im gewerblichen und vor allem öffentlichen Interesse der Verkehrs- und Infrastrukturplanung sowie des Verkehrsmanagements aufzeigen. Diese Empfehlungen betreffen die Änderung des Datenschutzes bzw. der Bereitstellung und Verwendung von anonymisierten Personen- und Fahrzeugpositionsdaten sowie von sonstigen im öffentlichen Interesse planungsrelevanten Daten von Verkehrsunternehmen, die aus wettbewerbsrelevanten Gründen nicht bereitgestellt werden. Solche Daten sollten in anonymisierter Form für Planungs- und Forschungszwecke im öffentlichen Interesse verfügbar sein. Die Einrichtung eines zentralen Datenarchivs und einer Metadatenbank für Verkehrsdaten öffentlichen Interesses ist dringend zu empfehlen, um die Datenverwendungseffizienz zu erhöhen. Dazu sollte in Österreich eine zentrale Datenmanagementstelle (Clearingstelle) eingerichtet werden. Ein wichtiges Ziel ist es, eine Definition von Mindeststandards für die Qualität der Erhebung und Kompatibilität von Verkehrsnachfragedaten zu entwickeln, um eine allgemeine Verwendung, effiziente Nutzung und auch Vergleichbarkeit von Daten zu ermöglichen. Eine Verbesserung der Qualität regelmäßig erhobener Verkehrsdaten könnte durch Überarbeitung derzeit praktizierter Erhebungsverfahren und den Einsatz heute zur Verfügung stehender verkehrstelematischer Technologien erreicht werden. Eine zentrale Empfehlung stellt die periodische Erhebung des Verkehrsverhaltens in Österreich im Abstand von etwa fünf Jahren zur laufenden Beobachtung der Verkehrsentwicklung im Personenverkehr und zur Überprüfung der verkehrspolitischen Zielsetzungen dar.
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Gerd Sammer
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